H A N N E D A R B O V E N
R O S E M A R I E T R O C K E L
Early Birds
26. April – 15. Juni 2024
Öffnungszeiten
Di. – Sa., 11:00 – 18:00 Uhr
Fasanenstraße 29
10719 Berlin
Teilnehmer des Gallery Weekend Berlin 2024
„Endlich ahnen, nicht nur wissen.“
Rosemarie Trockel
„Mein Geheimnis ist, dass ich keines habe.“
Hanne Darboven
In „Early Birds“ werden frühe Arbeiten von Hanne Darboven und Rosemarie Trockel zueinander in Bezug gebracht. Die Ausstellung zeigt damit einen Dialog zwischen Werken dieser beiden prägenden und bedeutenden deutschen Konzeptkünstlerinnen.
Hanne Darboven (1941–2009) widmete ihr gesamtes Schaffen der Visualisierung von Zeit. Bereits in den 1960er Jahren begann sie mit der Entwicklung eines Zahlen- und Codierungssystems, mit dem sie Kalenderdaten und Zeitabläufe einer neuen Ordnung unterzog und „beschrieb“. Zunächst in Form von Konstruktionszeichnungen, Diagrammen und Kästchen, später durch ausgeklügelte Zahlenreihen oder rein rhythmisch anmutende, aber genau abgezählte Wellenlinien hielt sie damit Tage, Wochen, Monate, Jahre oder Dekaden fest. Dabei konnte es sich um die eigene Lebenszeit handeln oder aber um Biografien berühmter Vorbilder und faszinierender Persönlichkeiten bis hin zu geschichtlichen Ereignissen und ganzen Epochen.
Rosemarie Trockel (*1952) zeichnet sich durch ein künstlerisches Werk aus, das sich vordergründig stets wandelt, permanent anderer Techniken bedient und nach größtmöglicher Diversität sucht, in Wahrheit aber eine ganz klare Linie verfolgt: Die Umdeutung von Normen, Zeiterscheinungen, Symbolen, Bildern, Codes, Verhaltensweisen und Festleglegungen. Oft verbirgt sich dahinter eine subtile Gesellschaftskritik, ein ironischer Akt der Auflehnung und eine subversive Form der Provokation. Bekannt geworden durch ihre maschinengestrickten Wollbilder und ihre markanten Herdplatten-Installationen umfasst ihr Werk heute eine Fülle kohärenter, in sich geschlossener Werkserien, von denen jede für sich ihre eigene innere Logik verfolgt, die aber alle zusammen stets kulturelle Kategorien, Regeln und Dogmen demontieren.
Die Zusammenstellung der Ausstellung „Early Birds“ wurde von Rosemarie Trockel aus den Beständen der Galerie Crone vorgenommen, sowohl hinsichtlich ihrer eigenen Arbeiten als auch der von Hanne Darboven. Bewusst werden ausschließlich frühe Papierarbeiten gezeigt, weil sich daraus die prägenden Intentionen der beiden Künstlerinnen bereits in ihrer Anfangszeit ablesen und ableiten lassen.
Von Darboven ist unter anderem eine wandfüllende, 120 Blätter umfassende Zahlenschreibarbeit aus dem Jahr 1973 zu sehen, die damals Hauptbestandteil ihrer ersten Einzelausstellung im New Yorker MoMa war, außerdem minimalistische Diagramme und eine Hommage an den russischen Schriftsteller Dostojewski. Von Rosemarie Trockel finden sich in der Ausstellung zwölf Blätter aus ihrer legendären Buchtitelserie und eine Wand mit freien Aquarellen, Gouachen und Tuschezeichnungen, von denen einige wiederum 1988 in Trockels erster MoMa-Einzelausstellung präsentiert wurden.
Beim Betrachten der Werke wird deutlich, was die beiden Künstlerinnen verbindet: Beide sind – jeweils auf ihr ganz eigene Weise – fasziniert von der Zeit. Gleichzeitig widersetzen sich beide der Zeit. Darboven, indem sie Zeitabläufe dekonstruiert und neu gliedert. Trockel, indem sie Zeiterscheinungen umdeutet und ihnen einen neuen Sinn gibt.
An anderer Stelle der Ausstellung werden aber auch Unterschiede sichtbar: Strikten Konstruktionszeichnungen von Darboven stehen filigrane Skizzenblätter von Trockel gegenüber. Beide dienten als Entwürfe für Skulpturen und offenbaren die verschiedenartigen Herangehensweisen an den künstlerischen Schaffensprozess: Da Darbovens strenger, rationaler, fast mathematischer Ansatz, dort Trockels freies, assoziatives, experimentelles Tun.
Was beide Künstlerinnen unstreitig gemeinsam haben, ist ihre Bedeutung und Reputation in der zeitgenössischen Kunstwelt: Sowohl Hanne Darbovens als auch Rosemarie Trockels Arbeiten wurden mehrfach in allen wichtigen Kunstinstitutionen und auf sämtlichen relevanten Biennalen gezeigt, darunter die Biennale di Venezia, die documenta, Kassel, das Centre Pompidou, Paris, das MoMa, New York, die Tate, London, das Moderna Museet, Stockholm, die Regnia Sofia, Madrid, das Museum Ludwig, Köln, um nur einige wenige zu nennen.
Hanne Darboven und Rosemarie Trockel wurden bzw. werden seit den frühen 1980er Jahren von Crone vertreten. Im bald 44jährigen Bestehen der Galerie wurden ihre Werke in insgesamt 43 Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. „Early Birds“ ist die 44.