M I L E N T I L L
Master Cards
11. März – 18. April 2023
Öffnungszeiten
Di–Sa, 11 Uhr–18 Uhr
Fasanenstrasse 29
10719 Berlin
Wir freuen uns sehr, die Ausstellung „Master Cards“ des jungen deutsch-französischen Künstlers Milen Till ankündigen zu dürfen, der sich unstreitig dem Konzeptualismus und der Ready-Made-Art verpflichtet fühlt.
Till als reinen Konzeptkünstler zu bezeichnen, würde aber zu kurz greifen. Man muss in ihm vielmehr einen humorvoll-versessenen Archäologen der zeitgenössischen Kunst sehen.
In seinen vielschichtigen Arbeiten setzt er sich zumeist mit ikonographischen Werken berühmter Künstler*innen auseinander. Er schält ihre wesentlichen Merkmale heraus, verfremdet sie, kontextualisiert sie, stellt verblüffende Zusammenhänge her und gibt ihnen eine neue Bedeutung. Dabei führt er den Betrachter manchmal bewusst in die Irre, manchmal genau zum Kern der verfremdeten Werke. Was ihm aber stets gelingt: Er ironisiert und würdigt die Arbeiten seiner Vorbilder gleichermaßen. Er lenkt unseren Blick auf die Bedeutungsschwere der bildenden Kunst und verleiht ihr im selben Moment eine sympathische, überraschende, augenzwinkernde Leichtigkeit.
In seiner Ausstellung „Master Cards“ widmet Till sich der Verdauung, Verarbeitung, Verfremdung und Verfeinerung der zeitgenössischen Kunstgeschichte nun anhand von Postkarten aus Museumsshops. Rund 20.000 Ansichtskarten weltbekannter Kunstwerke hat er in den letzten fünf Jahren bei Besuchen in Museen rund um den Globus zusammengekauft. Mit akribischer Chuzpe setzt er sie zu skulpturalen Installationen, verspielten Wandarbeiten oder kleinen, charmanten Randnotizen zusammen.
Postkarten der legendären Arbeit „Monochrom Blue“ (Monochromes Blau) von Yves Klein arrangiert er zu einem sechs Meter langen Solar Panel, das berühmte Kerzen-Bild von Gerhard Richter findet seine Bestimmung in einem schlichten Bauhaus-Kerzenständer, die verkohlten Toastbrote von Jasper Johns landen in einem Toaster, aus Karten der strengen, schwermütigen Fachwerkhaus-Fotografien von Bernd und Hilla Becher komponiert er ein luftig-leichtes Kartenhaus, an Zielscheiben erinnernde Werke von Kenneth Noland und Jasper Johns werden treffsicher mit Dartpfeilen durchlöchert, Postkarten von Joseph Beuys führen als gelber Mittelstreifen durch den Galerieraum, als würde der Altmeister der Konzeptkunst immer noch die Richtung vorgeben, allerdings mit durchaus durchlässiger Intention, denn der Streifen ist strichliert, Überholen ist also erlaubt.
Neben diesen Arbeiten, die jeweils einem einzigen Künstler und Werk gewidmet sind, findet sich im zweiten Raum die Werkserie „No Brainer“, die aus den Postkarten mehrerer Künstler*innen kompiliert ist. Kreisrund angeordnet bilden sie Wandobjekte, die von Weitem wie große, farbenfrohe Blumen aussehen. Jede einzelne Arbeit ist dabei einem eigenen Thema gewidmet. So sind Postkarten-Motive von Paul Klee und Salvador Dali zu einer vielschichtigen Hommage an Gertrude Stein arrangiert, Bilder von Claude Monet und Robert Delaunay zu einem assoziativen Reigen für den Renaissance-Maler Giuseppe Arcimboldo.
Darüberhinaus wurde jedes Werk der Ausstellung selbst als Postkarte gedruckt. Im letzten Raum der Galerie sind sie auf Alu-Keilrahmen aufgereiht, die ursprünglich mal einer Leinwand-Malerei als Träger dienten. Der Ausstellungsbesucher ist eingeladen, sich eine Karte zu nehmen, mit einem Text zu versehen und an irgendjemanden zu adressieren. Die Karte wird von der Galerie frankiert und verschickt – als Service im Dienst des Künstlers und der Kunst.
Milen Till wurde 1984 in München geboren. Zusammen mit seinem Bruder Amédée bildete er das legendäre DJ-Duo „Kill The Tills“, bevor er sich 2016 der bildenden Kunst zuwandte. Er studierte an der Münchner Kunstakademie bei Gregor Hildebrandt, wo er 2020 mit dem Meisterdiplom abschloss. Bereits während seines Studiums nahm er an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil, unter anderem in der Galerie Crone, Berlin, der Galerie Ruttkowski, Köln, der Galerie Klüser, München, der Baumwollspinnerei Leipzig, dem Kunstverein Heppenheim, der Galerie Suzanne Tarasieve, Paris, der Avlskarl Gallery, Kopenhagen, der Villa Schöningen, Potsdam, der Villa Stuck, München, dem Kunstquartier Bethanien, Berlin, sowie den Rumänischen Kulturinstituten in Berlin und Paris. Ende April erscheint bei Hatje Cantz Tills erstes Buch „Till Now“.